Das Integrated Services Digital Network (ISDN) ist ein digitales Telekommunikationsnetzwerk, das gleichzeitig Sprache, Daten, Text und Multimedia-Dienste über eine einheitliche Verbindung übertragen kann. ISDN löste insbesondere in den 1990er und frühen 2000er Jahren zunehmend analoge Telefonleitungen ab und ermöglichte erstmals eine digitale, standardisierte Kommunikationsbasis für unterschiedliche Dienste.
TL;DR
ISDN war über Jahrzehnte hinweg ein wichtiger Standard für digitale Telekommunikation, der die Grundlage für viele heutige Kommunikationslösungen geschaffen hat. Trotz der inzwischen fortgeschrittenen Ablösung durch IP-basierte Technologien bleibt ISDN aufgrund seiner Zuverlässigkeit und klaren Struktur ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Telekommunikation.
Funktionsweise und Struktur von ISDN
ISDN nutzt eine digitale Vermittlungstechnik, bei der alle Informationen (Sprache, Daten, Videosignale) in digitalisierter Form übertragen werden. Im Gegensatz zu analogen Leitungen bietet ISDN eine klar definierte und konsistente Dienstqualität mit deutlich verbesserter Übertragungsqualität und -geschwindigkeit.
Ein ISDN-Anschluss besteht typischerweise aus zwei Arten von Kanälen:
- B-Kanäle (Bearer Channels)
Diese übertragen Nutzdaten (Sprache, Daten, Video) mit jeweils einer Geschwindigkeit von 64 kbit/s. Ein Standard-Basisanschluss (Basic Rate Interface, BRI) umfasst zwei B-Kanäle. - D-Kanal (Delta Channel)
Dient hauptsächlich der Steuerung, Signalisierung und Verwaltung der Verbindung. Beim Basisanschluss beträgt die Geschwindigkeit des D-Kanals 16 kbit/s, bei Primärmultiplexanschlüssen (Primary Rate Interface, PRI) 64 kbit/s.
ISDN-Anschlusstypen
ISDN bietet zwei grundlegende Anschlusstypen:
- Basisanschluss (Basic Rate Interface, BRI)
Wird meist von Privatkunden und kleineren Unternehmen genutzt. Dieser Anschluss enthält zwei B-Kanäle und einen D-Kanal (auch 2B+D genannt). - Primärmultiplexanschluss (Primary Rate Interface, PRI)
Bietet eine höhere Kapazität, typischerweise für Unternehmen oder Institutionen mit erhöhtem Kommunikationsbedarf. In Europa beinhaltet ein PRI-Anschluss normalerweise 30 B-Kanäle und einen D-Kanal (30B+D).
Anwendungsbereiche und Vorteile von ISDN
ISDN wurde in vielen verschiedenen Bereichen eingesetzt:
- Telefonie und Fax
ISDN bot eine klare Sprachqualität und ermöglichte Funktionen wie Rufnummernübermittlung (CLIP), Anrufweiterschaltung, Konferenzgespräche und Rufnummernunterdrückung (CLIR). - Internetverbindungen
Bevor Breitbandverbindungen wie DSL verbreitet waren, wurde ISDN häufig für den Zugang zum Internet genutzt, da es deutlich höhere und zuverlässigere Datenübertragungsraten als analoge Modems bot. - Videokonferenzen und Fernwartung
ISDN ermöglichte stabile Video- und Datenübertragungen, was es ideal für Videokonferenzen, Telemedizin und Fernwartungen machte.
Die wichtigsten Vorteile von ISDN waren:
- Digitale Übertragungsqualität ohne störende Geräusche oder Verzerrungen.
- Gleichzeitige Nutzung mehrerer Kanäle und Dienste über eine Leitung.
- Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit standardisierter Zusatzdienste.
ISDN im Vergleich zu modernen Technologien
Mit dem Aufkommen von Voice over IP (VoIP) und Breitbandtechnologien wie DSL und Glasfaser hat ISDN deutlich an Bedeutung verloren. VoIP bietet höhere Flexibilität, Kosteneffizienz und bessere Integration in IP-basierte Netzwerke. Während ISDN pro Kanal nur relativ geringe Datenraten ermöglicht, bieten moderne Breitbandtechnologien wesentlich höhere Geschwindigkeiten und mehr Flexibilität in der Nutzung.
Abschaltung von ISDN-Netzen
Aufgrund des technologischen Wandels und der zunehmenden Dominanz IP-basierter Netzwerke haben viele Telekommunikationsanbieter weltweit begonnen, ISDN-Netze abzuschalten und vollständig auf IP-Technologien umzustellen. Nutzer müssen daher ihre bestehenden ISDN-Systeme entweder durch VoIP-Lösungen ersetzen oder mit Hilfe spezieller Gateways weiter nutzen, welche ISDN-Geräte mit IP-basierten Netzen verbinden.
Herausforderungen beim Übergang von ISDN zu VoIP
Die Umstellung von ISDN auf VoIP bringt einige Herausforderungen mit sich:
- Qualitätssicherung
VoIP ist stärker abhängig von Netzwerkqualität und Latenzzeiten (Quality of Service, QoS), sodass zusätzliche Maßnahmen zur Sicherstellung der Sprachqualität getroffen werden müssen. - Sicherheit und Zuverlässigkeit
IP-basierte Netze sind anfälliger für Angriffe und benötigen daher verbesserte Sicherheitsmaßnahmen wie Firewalls, Verschlüsselung und spezielle Sicherheitsprotokolle. - Kompatibilität
Bestehende ISDN-Anlagen erfordern entweder den Austausch oder zusätzliche Hardware (Gateways), um weiterhin in IP-Umgebungen genutzt werden zu können.
Zukunftsperspektiven nach ISDN
Nach der Abschaltung der ISDN-Netze und vollständigem Übergang auf IP-Technologien ergeben sich neue Möglichkeiten:
- Unified Communications (UC)
Integration von Sprache, Video, Instant Messaging und Präsenzdiensten in einer einheitlichen, IP-basierten Kommunikationsplattform. - Cloud-Kommunikation
Nutzung von cloudbasierten Telefonanlagen, die flexible Skalierbarkeit und ortsunabhängige Nutzung erlauben. - Integration in mobile Netze und Anwendungen
IP-basierte Systeme sind besser geeignet, nahtlos in Mobilfunknetze (LTE, 5G) integriert zu werden.